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Extrem bittere Derbyniederlage

SV Schöllkrippen - TuS Sommerkahl 4:3 (1:1)

Aufstellung TuS: R. Jordan - J. Hefter, P. Dorn, F. Kraus, L. Schickling (80. M. Dorn) - T. Gries, J. Steigerwald - M. Maier, J. Stenger (66. M. Schlämmer), S. Schloth (66. A. Stürmer) - K. Schickling (C)

Tore: 0:1 M. Maier (1.), 1:1 S. Schmelz (45.+3, FE), 1:2 M. Maier (57.), 2:2 T. Klügel (59., FE), 2:3 T. Klügel (72., ET), 3:3 T. Kraus (85.), 4:3 T. Kraus (89.);

Trainer Julian Steigerwald vertraute auch im Derby weitestgehend auf die Stammelf, die sich in den ersten Spielen inzwischen in dieser Form herauskristallisiert hat. Personell musste lediglich Stephan Becker urlaubsbedingt ersetzt werden. Fabian Kraus rückte dafür in die Innenverteidigung, Leon Schickling kam auf der Linksverteidigerposition neu in die Mannschaft.

Der Neuling war es auch, der den Auftakt nach Maß für unsere Elf initiierte. Nur wenige Augenblicke nach dem Anpfiff schlug Leon einen langen Ball auf Kai Schickling, welcher diesen per Kopf auf die rechte Seite verlängerte, wo Max Maier nicht lange fackelte und das Leder im kurzen Eck versenkte. Die Hausherren waren dadurch erst einmal kalt erwischt worden und der TuS in der Offensive zunächst deutlich präsenter. Simon Schloth und Jan Stenger kamen in den Anfangsminuten zu weiteren aussichtsreichen Abschlüssen, die allerdings nicht den Weg aufs Tor fanden.
Mit der Zeit entdeckte Schöllkrippen Standards als ein probates Mittel für sich, zu Gelegenheiten zu kommen und langsam, aber sicher Zugang zu diesem Spiel zu finden. Bei den häufigen Eckstößen der Gastgeber hatten wir immer wieder Probleme in der Zuordnung, einen ersten Abschluss für den SVS verbuchte Steffen Schmelz, der einen Kopfball aus spitzem Winkel ans Außennetz setzte. Wenig später lenkte René Jordan einen Freistoß von Tim Kraus über die Latte, auch bei der einen oder anderen Kopfballmöglichkeit reagierte unser Schlussmann gut. Im späteren Verlauf des ersten Abschnitts war Jonas Hefter zur Stelle, der einen Ball von der Torlinie schlug.
So entwickelte sich nach und nach ein attraktives, offenes Spiel mit vielen Strafraumszenen auf beiden Seiten. Schöllkrippen suchte häufig den Weg über die beiden schnellen Außen, die aber nur selten einen Abnehmer in der Mitte fanden. Gleichzeitig waren die Gastgeber immer wieder anfällig für schnelle Gegenstöße. Die TuS-Elf fand oftmals ansprechende spielerische Lösungen, die die gegnerische Defensive teilweise auch bereits früh zum einen oder anderen taktischen Foulspiel zwangen. Ebenso sorgten Schüsse aus der zweiten Reihe immer mal wieder für Gefahr, speziell Jan Stenger suchte hier häufig den Abschluss.
Etwas Pech hatten wir in der Folge bei einem vermeintlichen Abseitstreffer. Max brachte die Kugel von der rechten Seite in den Rücken der Abwehr, wo Simon lauerte, den Ball beim Abschluss aber nicht richtig traf. Dieser landete dafür bei Kai, der nur noch den Fuß hinhalten musste, um das Spielgerät im Netz zu versenken, allerdings verweigerte Schiedsrichterin Susanne Grams dem Treffer die Anerkennung. Aus Berichterstatterposition war dies nicht zu beurteilen, laut übereinstimmender Berichte soll aber ein gegnerischer Verteidiger das Abseits aufgehoben haben, weshalb die Entscheidung aus TuS-Sicht leider etwas unglücklich war.
Eine weitere richtig dicke Chance, die Hausherren mit dem zweiten Treffer vor noch größere Probleme zu stellen, bekam Julian Steigerwald nach einem Angriff über die linke Seite. Der Spielertrainer bekam das Leder in zentraler Position vor dem Tor und hatte freie Schussbahn, mit Gegnerdruck im Rücken zielte er aber direkt auf den Torhüter. Auch in der Folge schafften wir es nicht, den Ball im Kasten unterzubringen und Schöllkrippen klärte die brenzlige Situation schließlich auf Kosten einer Ecke. Eine knifflige Situation folgte im Strafraum unserer Mannschaft, als Ferdinand Büttner von links parallel zur Grundlinie hineinzog und René ihm mit vollem Risiko den Ball vom Fuß grätschte. Seitens der Gastgeber folgten einige Proteste, Grams sah allerdings keinen Grund zur Beanstandung. Aus der Ferne war die Szene wiederum nicht seriös zu beurteilen.
Den größten Aufreger hatte sich der erste Durchgang allerdings bis zu den Schlusssekunden aufgespart. Nach einem Steilpass ging Philipp Dorn ins Laufduell mit Tim Kraus und beide versuchten, mit dem Körper vor den Gegenspieler zu kommen. Dabei ging der SVS-Angreifer zu Boden und die Schiedsrichterin zeigte auf den Punkt. Eine durchaus umstrittene Entscheidung, tendenziell war der Körpereinsatz eher zu wenig für ein Foulspiel. Steffen Schmelz ließ sich jedoch nicht beirren und jagte das Leder vom Punkt unhaltbar in den rechten Knick. Im Gegenstoß kam Jan noch einmal zum Abschluss, dann war zunächst einmal Pause.

Trotz des vielzitierten Gegentores zum psychologisch ungünstigen Zeitpunkt erwischte unsere Elf auch nach Wiederanpfiff den besseren Start, kam wiederum bereits nach wenigen Augenblicken zu einer guten Möglichkeit. Im Gegenteil schien die Gastmannschaft durch den Ausgleich weiter angestachelt worden zu sein und übernahm mehr und mehr die Initiative in dieser Begegnung. Gleichzeitig versuchte man, durch mehr Tempowechsel Kontrolle und Ruhe in die Partie zu bringen. Mit Erfolg. Nachdem man den Ball über einige Stationen in der Defensive hatte laufen lassen, spielte man in die Vertikale auf Kai, der sich aus der Sturmspitze hatte fallen lassen. Dieser wiederum sah den eingelaufenen Max, den er mit einem starken Steilpass bediente. Der Flügelflitzer drang über halblinks in den Strafraum vor und versenkte das Leder im langen Eck.
Dieses Mal kam Schöllkrippen praktisch im Gegenzug zurück. Links im Strafraum kam Ferdinand Büttner in Flankenposition und Jonas setzte zur Grätsche an, um den Ball zu blocken, den er auch traf. Dabei gab es wohl auch einen leichten Kontakt mit Büttner, der dadurch zu Boden ging. Wieder folgte der Pfiff. Wieder lässt sich über diese Entscheidung zweifellos streiten. Diesmal zeigte sich Toni Klügel unbeeindruckt von den lautstarken Protesten der Sommerkahler Spieler und Anhänger und verwandelte sicher unten rechts.
In der Folge kamen wieder beide Teams zu Führungschancen. Kurz vor seiner Auswechslung feuerte Jan noch einmal einen Schuss aus zentraler Position am Strafraum am, bei dem sich Hein strecken musste, ihn aber noch über die Latte lenkte. Zuvor hatte bereits Max mit einem Schuss aus halblinker Position aufs lange Eck nur um Zentimeter seinen dritten Treffer verpasst. Auf der Gegenseite bekam dann auch Schöllkrippen sein Abseitstor, als ein SVS-Angreifer nach einem von René parierten direkten Freistoß abstaubte. Wie schon zuvor war in dieser Situation aus Beobachtersicht nicht auszumachen, ob der Pfiff korrekt war.
Schließlich kam auch der TuS per Standard zum Erfolg. Fabian Kraus brachte einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in die Mitte, wo ebenfalls kaum auszumachen war, ob noch jemand am Ball war. Gut möglich, dass Klügel die Hereingabe noch leicht abfälschte, wie es im Spielbericht vermerkt ist, in jedem Fall fand das Spielgerät seinen Weg ins lange Eck und brachte unsere Farben eine gute Viertelstunde vor dem Ende zurück auf die Siegerstraße. Nach einem weiteren Freistoß gelang uns zudem um ein Haar die Vorentscheidung. Kai Schickling brachte das Leder aus knapp 25 Metern zentraler Position direkt aufs Tor, wo Hein den Schuss zwar zur Seite abwehren konnte, jedoch nur wenige Meter. Alex Stürmer war als einziger Spieler nachgelaufen und versuchte aus kurzer Distanz abzustauben, brachte jedoch nicht genug Druck hinter den Ball, sodass dieser letztlich harmlos in den Armen des Schöllkrippener Rückhalts landete.
So versuchten wir in der Schlussphase immer wieder, vielleicht noch den alles entscheidenden Angriff zu setzen, zollten dabei aber auch merklich dem großen Laufpensum Tribut, sodass Schöllkrippen nun langsam Oberwasser gewann.
In den letzten Spielminuten zeigte sich dann noch einmal, was so eine Mannschaft ausmacht. Einen Freistoß des SVS zentral vor dem Tor schoss Tim Kraus zunächst in die Mauer. Allerdings verpassten wir es, die Situation konsequent zu klären und verloren am eigenen Sechzehner den Ball. Der Kreisliga-Torschützenkönig ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen und jagte das Leder aus halbrechter Position ins lange Eck. Mit dem Unentschieden wiederum wollte sich in der Folge keine der beiden Mannschaften so wirklich zufrieden geben. Dieses sollte es am Ende auch nicht geben. Erneut agierten wir etwas zu inkonsequent in der Defensive, Kraus dribbelte sich von links an den Fünfer durch und versenkte die Kugel im langen Eck.

Die Zuschauer sahen an diesem Sonntag ein attraktives Fußballspiel mit zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die beide über 90 Minuten hinweg den Weg nach vorne suchten. Gerade in der Anfangsphase schienen die hoch gehandelten Gastgeber durchaus ein wenig überrascht vom stark aufspielenden Aufsteiger, der über das gesamte Spiel hinweg gesehen sogar die besseren Chancen hatte und dementsprechend nach der Partie aus gutem Grund maßlos enttäuscht über die Niederlage war.
Gesprächsstoff boten natürlich auch manche Entscheidungen der Schiedsrichterin, die in entscheidenden Situationen aus TuS-Sicht schon etwas unglücklich ausfielen. So waren beide Strafstöße, sowie das aberkannte 2:0 zumindest einmal umstritten. Auch hätte die Unparteiische bei ein, zwei Akteuren vielleicht schon etwas früher den gelben Karton ziehen können. Schöllkrippens Verteidiger Lauritz Taupp etwa hatte bereits vor seiner Verwarnung gegen Kai Schickling schon einmal den durchgebrochenen Max Maier weggemäht und befand sich sicherlich neben ein, zwei weiteren Defensivleuten nicht allzu weit entfernt von einer Ampelkarte. Natürlich kann kein Mensch alle Spielsituationen richtig beurteilen, genauso ist es aber auch nur natürlich, wenn man sich darüber ärgert, dass gleich mehrere strittige Situationen gegen die eigene Mannschaft ausgelegt werden.
Dieser hat im Endeffekt vielleicht auch auf der einen Seite noch ein wenig die Cleverness und Abgeklärtheit gefehlt, um in dieser Begegnung das Ergebnis auch einfach mal über die Zeit zu bringen, auf der anderen Seite in der einen oder anderen Szene auch die Kaltschnäuzigkeit, mit zwei Toren in Front zu gehen, was es für Schöllkrippen sicherlich um einiges schwieriger gemacht hätte, noch einmal zurückzukommen. Das kann dann letztendlich eben auch den Unterschied ausmachen, zwischen einem Aufsteiger und einer Mannschaft, die über Jahre hinweg in der Kreisklasse aktiv ist.
Möglicherweise hätte man sich nach dem 3:3 auch einfach mit dem Punkt zufrieden geben und diesen verteidigen müssen, anstatt mit schwindenden Kräften noch einmal den Siegtreffer zu versuchen. Doch ist es im Nachhinein natürlich auch immer leicht, so daherzureden. In jedem Fall sollte man auch nach so einem Spiel immer versuchen, das Positive mitzunehmen. Unsere Mannschaft hat hier eine wirklich starke Leistung gezeigt und einen der Topfavoriten der Klasse an den Rande der Niederlage gebracht, was zeigt, dass wir uns in dieser Saison vor niemandem verstecken müssen. Das wird gerade am kommenden Sonntag bereits wieder wichtig, wenn mit Hochspessart eine Mannschaft nach Sommerkahl kommt, die vermutlich sogar noch einen Ticken stärker einzuschätzen ist als Schöllkrippen. Darüber hinaus nimmt man aus solchen Niederlagen, so schmerzhaft sie auch sein mögen, immer auch Erfahrung mit, die in diesem Jahr zweifelsohne noch sehr wichtig werden wird. Und eins ist auch klar: Die gesamte Mannschaft ist bereits jetzt schon wieder heiß auf das Rückspiel!